Blog

KI-gestütztes Performance Testing: Wie Sie Ihre Systeme für die Zukunft wappnen

Geschrieben von Chinmaya Palai | Dienstag, 17.6.2025

In den heutigen, stark vernetzten digitalen Ökosystemen sind die Erwartungen der Nutzer immens hoch. Eine Verzögerung von nur 500 Millisekunden kann die Konversionsraten bereits signifikant reduzieren. Steigende Antwortzeiten können zudem eine Kettenreaktion in der gesamten Microservices-Landschaft auslösen.

Als Last- und Performance Tester legen wir den Fokus unserer Testaktivitäten nicht mehr nur auf den reinen Durchsatz. Stattdessen zielt unser Testzweck darauf ab, die Resilienz von Systemen unter unsicheren Betriebsbedingungen zu verbessern. Genau hier setzt KI-gestütztes Last- und Performance-Testen an.

Es ersetzt nicht die menschliche Expertise, sondern verstärkt diese gezielt: durch automatisierte Mustererkennung, beschleunigte Fehlerlokalisierung und den Wandel von einer reaktiven Fehlerbehebung zu proaktiven Maßnahmen.

 

Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für KI im Performance Engineering ist

Der Wandel hin zu verteilten Architekturen – wie Microservices, Kubernetes und Serverless – hat traditionelle Testmodelle und Testzyklen obsolet gemacht. Statische Testbaselines und starre Testzeitpläne sind nicht mehr zeitgemäß.

Stattdessen benötigen wir heute:

  • Adaptive Lastsimulation, die das Verhalten der Produktionsumgebung realitätsnah abbildet.
  • Kontinuierliche Feedback-Schleifen, die fest in die CI/CD-Pipelines integriert sind.
  • Anomalieerkennung, die dynamisch von sich verändernden System-Baselines lernt.

Künstliche Intelligenz ermöglicht genau diese drei Punkte und verändert bereits jetzt die Art und Weise, wie moderne Entwicklungsteams Software entwickeln und bereitstellen.

 

 

Intelligente Werkzeuge in der Praxis: Was wir nutzen und warum

Wir haben KI-gestützte Testwerkzeuge in unsere Testprozesse integriert, um typische Fehlerursachen zu beheben: von sporadischen Latenzspitzen und unvorhersehbarem Speicherverhalten ("Garbage Collection") bis zu Engpässen in der CI/CD-Pipeline und Regressionen, die sich erst unter Lastbedingungen zeigen.

 
Werkzeug Rolle in der Pipeline KI-Funktionen
Warum wir es einsetzen
NeoLoad Last- & Performance-Tests Automatisch angepasste Testlasten, Vorhersage von SLA-Verletzungen
Visuelles Testdesign + Skalierbarkeit für Unternehmen
JMeter Open-Source-Lastsimulation Plugin-basierte Erweiterungen für adaptives Testen
Hohe Anpassbarkeit, einfache Git-Integration
Gatling Simulation hoher Last Prognosemodellierung über Gatling FrontLine
Ideal für API-Stress-Tests auf Protokollebene
Prometheus Metrik-Sammlung Regelbasierte Erkennung, bereit für ML-Integrationen
Leichtgewichtig & skalierbar für Container-Metriken
Grafana Visualisierung & Dashboards Trendprognosen, KI-gestütztes Alert-Tuning über Plugins
Umsetzbare Einblicke + Echtzeit-Dashboards
GitLab CI CI/CD-Automatisierung Durchsetzung von Test-Schwellenwerten, Auslösung dynamischer Workflows
Nahtlose Performance-Gates in der Pipeline

 

 

Ein toolbasierter, geschlossener Feedback-Kreislauf

Wir haben uns von der reinen Testausführung zur kontinuierlichen Performance-Validierung weiterentwickelt.

Unser Testprozess sieht dabei in einigen Projekten mittlerweile wie folgt aus:

  1. NeoLoad führt synthetische Lastszenarien in der CI/CD-Pipeline aus.
  2. Prometheus sammelt System- und Anwendungskennzahlen.
  3. Grafana visualisiert Abweichungen, während sich Trends entwickeln.
  4. KI-Algorithmen identifizieren Ausreißer, bevor sie die Service-Level-Agreements (SLAs) verletzen.
  5. GitLab unterbricht das Release automatisch, falls die Performance unter die definierten Schwellenwerte fällt.

Dieser geschlossene Feedback-Kreislauf, erweitert durch KI, stellt sicher, dass jedes Release die Performance-Vorgaben erfüllt – mit minimalem manuellem Eingriff während der Testzyklen.

 

 

Wo KI noch an ihre Grenzen stößt

Trotz des Potenzials ist KI im Load und Performance Testing kein Allheilmittel.

Es gibt klare Einschränkungen, die wir nicht ignorieren dürfen:

  • Fehlender Kontext: Eine KI kann eine Anomalie identifizieren, ihr fehlt jedoch oft der fachliche Kontext, um das "Warum" zu erklären. Menschliche Expertise bleibt für die Interpretation der Testergebnisse entscheidend.
  • Verzerrte Trainingsdaten (Bias): KI-Modelle sind nur so gut wie ihre Trainingsdaten. Unvollständige oder fehlerhafte Daten können zu ungenauen Vorhersagen führen.
  • Komplexität und Overhead: Die Implementierung von KI-gestützter Überwachung kann die betriebliche Komplexität und die Kosten erhöhen. Es ist wichtig, diesen Aufwand gegen den erwarteten Nutzen abzuwägen.

Im Kern ist KI eine wertvolle Unterstützung fürs Softwaretesten, aber sie ersetzt nicht das Know-how von Fachexperten.

Nur die Kombination aus "intelligenter" Technologie und fachlichem Verständnis sowie tiefgreifenden technischen Fähigkeiten liefert wirklich verlässliche Ergebnisse.

 

 

Der Nutzen für Ihr Unternehmen

Der Einsatz von KI im Performance Engineering ist mehr als nur ein technisches Upgrade – er ist ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg.

Einmal richtig in Ihre Teststrategie integriert und die Testprozesse entsprechend angepasst, ergeben sich in Verbindung mit dem fundierten Know-how von Fachexperten klare Vorteile:

  • Weniger Produktionsstörungen führen zu einem deutlich geringeren Ad-hoc-Aufwand in Ihrer IT.
  • Eine kürzere mittlere Lösungszeit (MTTR) erhöht die Systemverfügbarkeit signifikant.
  • Fundierte Release-Entscheidungen, gestützt auf valide Testergebnisse, die durch KI-gestützte Analysen und menschliche Interpretation gewonnen werden, verbessern das Vertrauen Ihrer Stakeholder.
  • Der Schutz der realen Benutzererfahrung wirkt sich unmittelbar und positiv auf Ihr Geschäftsergebnis aus.

Performance ist somit nicht länger nur ein abschließender Prüfpunkt am Ende der Entwicklung. Sie ist ein fester und integraler Bestandteil des gesamten Softwareentwicklungslebenszyklus geworden, bei dem KI als mächtiger Enabler für bessere Einblicke dient und entscheidend für Ihren langfristigen Unternehmenserfolg ist.

 

Wir helfen Ihnen gerne weiter - pragmatisch und exakt auf Ihre Problemstellung bezogen.