Kennen Sie das? Monatelang wurde entwickelt, das Budget ist ausgeschöpft und die neue Software ist technisch perfekt. Doch nach dem Go-Live sind die Nutzer frustriert, Workarounds verbreiten sich und der erhoffte Effizienzgewinn bleibt aus. Um genau das zu verhindern, ist ein professioneller Abnahmetestprozess unerlässlich.
Im User Acceptance Test (UAT) prüfen die Endnutzer, ob die Software ihre Anforderungen und die Geschäftsprozesse im realen Arbeitsalltag erfüllt. Während auf vorherigen Teststufen die technische Funktionalität geprüft wurde, steht nun die Praxistauglichkeit im Vordergrund. Oftmals werden sie dabei durch erfahrene Testmanager gecoached.
Entscheidend ist die richtige Einordnung: Während die Durchführung des UAT eine der letzten Teststufen vor der Inbetriebnahme ist, müssen seine Prinzipien von Anfang an im Entwicklungsprozess verankert sein.
Dieser "Shift Left"-Ansatz bedeutet, bereits in der Anforderungsphase klare, testbare Abnahmekriterien aus Nutzersicht zu definieren. So wird sichergestellt, dass grundlegende Geschäftsanforderungen nicht im Prozess untergehen.
Der Abnahmetest ist die höchste Teststufe.
UAT ist die bekannteste, aber nur eine von mehreren Arten des Abnahmetests. Für eine umfassende Qualitätssicherung sind weitere Tests zu bedenken:
Die Perspektive Ihrer Endnutzer frühzeitig zu bedenken – und in Form testbarer Akzeptanzkriterien aktiv einzufordern – bringt Ihnen erhebliche Vorteile im gesamten Entwicklungsprozess:
Anforderungen, die wirklich passen: Werden Endbenutzer zu spät einbezogen, können zentrale Anforderungen übersehen werden. Holen Sie stattdessen die tatsächlichen Nutzerbedürfnisse von Beginn an ab. Denn was nützt Ihnen die teuerste Standardsoftware, wenn sie an den Bedürfnissen Ihres Teams vorbei konfiguriert ist?
Fehler frühzeitig erkennen und Kosten sparen: Fehlentwicklungen verursachen immense Kosten, wenn sie erst kurz vor oder nach dem Go-Live entdeckt werden. Durch die frühe Definition von Akzeptanzkriterien können Ihre Nutzer bereits in frühen Phasen wertvolles Feedback zu Design- oder Funktionsmängeln geben und Ihnen so teure Nachbesserungen ersparen.
Imageschäden proaktiv vermeiden: Durch regelmäßige Testzyklen, etwa vor geplanten Major-Releases, verhindern Sie, dass peinliche Korrekturen erst nach der Markteinführung nötig werden und das Vertrauen in Ihr Produkt untergraben.
Reibungsloser Go-Live und höhere Nutzerzufriedenheit: Produkte, die konsequent auf Benutzerfreundlichkeit und Praxistauglichkeit getestet werden, erzielen eine deutlich höhere Akzeptanz. Das Ergebnis für Sie: weniger Schulungsaufwand, geringere Supportkosten, "Ownership" in Ihren Teams und eine insgesamt bessere User Experience.
Bessere Kommunikation, stärkere Teams: Wenn Abnahmetests fest etabliert sind, arbeiten Entwickler, Tester und Endbenutzer enger zusammen. Es entstehen wertvolle Kommunikationskanäle, Missverständnisse werden frühzeitig ausgeräumt und alle Beteiligten teilen eine klare Vision davon, wie die Software am Ende funktionieren soll. Einmal korrekt umgesetzt, profitiert Ihre Organisation langfristig.
Wir haben viele UATs begleitet. Ein prägnantes Beispiel ist ein Projekt für ein großes Luftfahrtunternehmen. Ein extern entwickeltes "Risk Mitigation Report Tool" musste an die internen Standards und die spezifischen Anforderungen der Stakeholder angepasst werden.
Die Funktionalität, Konfiguration und die korrekte Abbildung der Geschäftsprozesse mussten validiert werden – eine komplexe Aufgabe bei unterschiedlichen Erwartungen.
Der Schlüssel zum Erfolg lag in klar definierten Anforderungen und einer strukturierten Kommunikation. Mit nur zwei halbstündigen Meetings pro Woche – einem "Defect Meeting" für gefundene Fehler und einem "Testing Jour Fixe" für offene Themen – wurde der Zeitplan exakt eingehalten. Das externe Softwarehaus erhielt stets strukturiertes, umsetzbares Feedback, erreichte eine sehr hohe Abdeckung und konnte das Vertrauen aller Stakeholder inklusive deutscher Luftfahrtbehörden erwirken.
Use Cases wie dieses finden Sie hier: LINK
Ein erfolgreicher UAT-Prozess folgt dem fundamentalen Testprozess des ISTQB und lässt sich in folgende Phasen gliedern:
Planung und Steuerung: Hier werden Ziele, Umfang, Risiken und Ressourcen definiert. Entscheidend ist die Festlegung von messbaren Endekriterien (z.B. "95% der kritischen Testfälle bestanden"), die in die Erteilung einer Freigabeempfehlung einfließen. Alle Punkte werden in einem Testkonzept festgehalten.
Analyse und Design: Auf Basis der Anforderungen (der "Testbasis") werden Testbedingungen identifiziert und realistische Testfälle und Szenarien entworfen, die die tatsächlichen Arbeitsabläufe der Nutzer abbilden.
Realisierung und Durchführung: Die Testumgebung wird aufgebaut und verifiziert. Anschließend führen echte Endbenutzer die vorbereiteten Tests durch. Ergebnisse werden protokolliert und mit den erwarteten Ergebnissen verglichen.
Bewertung und Berichtswesen: Der Testfortschritt wird kontinuierlich mit dem Plan und den Endekriterien abgeglichen. Regelmäßige Berichte informieren die Stakeholder, bis ein finaler Testabschlussbericht die Grundlage für die Freigabeentscheidung bildet.
Abschlussaktivitäten: Nach der Freigabe werden Test-Artefakte (wie Testfälle und Umgebungen) für die zukünftige Wiederverwendung archiviert. In einem "Lessons Learned"-Workshop wird der Prozess analysiert, um zukünftige Projekte zu optimieren.
Für einen gelungenen UAT sind folgende Punkte entscheidend:
Repräsentative Tester auswählen: Ihre Testgruppe muss die tatsächlichen Endnutzer widerspiegeln. Sie muss für die Tests verfügbar sein und entsprechend geschult werden ("enabled"). Vom Kassensystem im Supermarkt über Check-In-Software an Flughäfen bis zum Sachbearbeiter-Backend einer Bank gibt es unübertroffene Fachexpertise, die Sie nutzen sollten - um nur einige Beispiele zu nennen. Erfahrene Nutzer können bei Tests sogar Planungs- und Steuerungsfunktionen übernehmen. Oft dient ein Testmanager als Coach und Orchestrator.
Klare und testbare Szenarien bereitstellen: Leiten Sie Testszenarien systematisch aus der Testbasis (z.B. Anforderungsdokumenten) ab und formulieren Sie eindeutige, messbare Akzeptanzkriterien. Nicht alle Endnutzer können mit Tools wie Jira umgehen – einfache, von erfahrenen Testern erstellte Handouts (z.B. PDFs mit Drop-Downs) oder Microsoft Forms können die bessere Wahl sein.
Eine offene Feedback-Kultur fördern: Schaffen Sie eine Arbeitsatmosphäre, in der Nutzer sich trauen, ehrliches und kritisches, aber auch positives Feedback zu geben und gehen Sie mit realistischen Action Items aus Ihren Meetings.
Wenn die zukünftigen Nutzer selbst im User Acceptance Test tätig sind, leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung des Systems, mit dem sie selbst arbeiten werden. Sie verstehen die Funktionen besser, da sie diese gemeinsam erkundet, dokumentiert und geprüft haben. Das schafft eine Bindung und ein Gefühl des "Ownership", das für die langfristige Annahme und den Erfolg eines Systems entscheidend sein kann.
Planen Sie die Einführung einer neuen Software? Lassen Sie uns gemeinsam sicherstellen, dass Ihr Projekt von Anfang an auf die Akzeptanz der Nutzer ausgerichtet ist. Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Erstberatung zu Ihrem UAT-Prozess.